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PRE FALL/SPRING 2014
The collection consists of the following items: jeans, jeans jackets, hoodies, t-shirts, belts, sneakers, a kind of grey and black dust, bleach, a hoody made of transparent leftovers, two towels digitally printed with themes of water and oil, and a 3-D printed construction of twigs made of silver as an accessory. The title PRE FALL/SPRING 2014 combines two seasons and therefore doesn’t adhere to the international standard of fashion business. Transgressing the mere season fall, PRE FALL points to the moment preceding the fall or collapse of the (fashion)cycle. PRE SPRING could also be interpreted as briefly before the commencing of a new cycle. A small pause arises from this combination along with the question of what is meant. But maybe it is more about that brief moment of hesitation, the irritation itself, as if it were possible to interrupt the continuous flow of production, as if there could be a moment of suspension in the cycle of fashion. This moment of suspension does not only refer to the level of a collection’s distribution, but also to the designer’s work itself – a lot has been omitted. Work on the form as such is scarce. Eccentric cuts, playing with colour, variations of material and complicated silhouettes have been left aside. The collection draws on common, everyday types of fashion – the outfits are inconspicuous. We see the same silhouette 13 times, 13 times the same cut. It is repeated in differing shades of grey. The garments themselves have no gender-specific connotation. In its repetitious mode, the collection refers to a specific form of production, – that of an assembly-line commodity, produced en masse, and reminds us of the fordistic production of standardized goods. It thus stands in contrast to haute-couture, the special and individualized single piece. The Designer withdraws from his authorship: he abstains from his ability to make an exceptionally designed piece. He devotes himself to triviality, which could, placed in the focus of attention, become grandiose. He allows the collection to seem as if anyone could have made it. This strategy appears as a rejection of the currently predominant compulsion to be original, innovative and competitive, and strives to redefine innovation. This innovation could emerge from a void, from the contemplation which leads to a challenging of norm, banality, and categorical thinking. Moreover, this could lead to one’s no longer defining oneself through clothing (status in general) but rather inspires simple pleasure and fun with fashion. PRE FALL/SPRING 2014 hence situates itself as a reflective moment in the fashion cycle, emphasizing the position of consumers between the desire for individuality and the certainty that each expression of the self will be absorbed by the fashion industry and subjected to the logic of utilisation. On the other hand, this work seeks an escape from categorization, whereby, in its passive activity it emphasizes the subject-object relation. Text auf Deutsch:
PRE FALL/SPRING 2014 Die Kollektion setzt sich aus folgenden Elementen zusammen: Jeanshosen, Jeansjacken, Hoodies, T-Shirts, Gürtel, Turnschuhe, eine Art grauer und schwarzer Staub, Entfärbung, ein Hoody aus transparentem Stoffrest, zwei digital bedruckte Handtücher zum Thema Wasser und Erdöl, sowie eine in Silber 3D-gedruckte Konstruktion aus Zweigen als Accessoire.
Der Titel PRE FALL/SPRING 2014 beinhaltet eine Vermischung der Saisonen und entspricht somit nicht der internationalen Standard im Schedule des Modebusiness. PRE FALL kann aber auch nicht nur als Herbst, sondern auch als „kurz vor dem Fall oder Zusammenbruch des (Mode)Zykluses“ gedeutet werden und PRE SPRING als „kurz vor dem Aufbruch in einen neuen Zyklus“. Da man dies nun miteinander kombiniert, entsteht eine kleine Pause und die Frage, was denn nun gemeint sei. Aber vielleicht geht es vielmehr um den Moment des kurzen Stehenbleibens, der Irritation an sich, als ob es möglich wäre, den Fluss der immer neuen Produktionen zu unterbrechen, als könnte es einen Moment des Leerlaufs im Modezyklus geben. Ein derartiger Leerlauf bezieht sich nicht nur auf die Ebene der Distribution von Kollektionen, sondern äußert sich ebenso an der Designarbeit selbst, denn bei dieser ist vieles unterlassen worden. Die Arbeit an der Form ist gering. Exzentrische Schnitte, ausgeklügelte Farbkompositionen, Materialvariationen und komplizierte Silhouetten wurden ausgespart. Es wird auf alltägliche, gewöhnliche Typen von Kleidung zurückgegriffen – die Outfits sind unauffällig und unaufgeregt. Es gibt 13 mal die gleiche Silhouette, 13 mal den gleichen Schnitt. Sie wiederholt sich in verschiedenen Graunuancen. Die Kleidungsstücke an sich sind nicht geschlechtsspezifisch konnotiert. In ihrem Modus der Repetition greift die Kollektion auf eine spezifische Produktionsform von Kleidung, nämlich die Stangenware zurück, die massenhaft produziert wird und erinnert an die fordistische Produktion standardisierter Waren. Damit steht sie im Gegensatz zum Haute-Couture- Stück, welches ein spezielles, individuelles Einzelstück ist. Der Designer nimmt sich in seiner Autorschaft zurück; er verzichtet auf sein Vermögen, ein außergewöhnliches Teil herzustellen und wendet sich der „Belanglosigkeit“ zu, die in den Mittelpunkt gerückt zur Grandiosität werden könnte. Der Designer lässt zu, dass die Kollektion so wirkt, als hätte sie jeder kreieren können. Diese Strategie erscheint als Absage an gegenwärtig vorherrschende Originalitäts-, Innovations- und Konkurrenzzwänge und sucht nach einer Neudefinition von Innovation. PRE FALL/SPRING 2014 verortet sich damit als reflektiver Moment im Modezyklus, der die Konstellation der Konsumentinnen zwischen ihrem Begehren nach individueller Erscheinung und der Gewissheit, dass jedweder Ausdruck des Selbst immer wieder neu von der Modeindustrie einverleibt wird und einer Verwertungslogik unterzogen bleibt, hervorhebt. Andererseits wird mit dieser Arbeit ein Ausweg aus Kategorosierung gesucht, wobei in ihrer passiven Aktivität auf das Verhältnis von Subjekt zu Objekt verwiesen wird.